• Nördliche Breite: 47.970555
  • Östliche Länge: 11.156947
  • Heribert Nehyba
  • 01.07.2017
  • Wüstung des Mittelalters und der frühen Neuzeit mit abgegangener Kirche St. Nikolaus

Wüstung des Mittelalters und der frühen Neuzeit („Ramsee“) mit abgegangener
Kirche St. Nikolaus

Die vom Ortsetter Richtung Schwellbrücke/Andechs führende Forststraße folgt exakt der alten Dorfstraße, dem wichtigsten Verbindsweg des alten Ramsee. Die zweite Straße, die durch den Ramseer Gemeindewald führte und die Verbindung zu Mühlfeld und Herrsching herstellte, kann heute noch streckenweise beobachtet werden. An den Hofstellen von drei Gehöften sind noch Brunnenfassungen zu erkennen. Auch Touristen finden auf markierten Wanderwegen zu diesem Ort, an dem eine Informationstafel und ein Gedenkpfeiler an den untergegangenen Weiler erinnern.
Die Ortsflur des ehemaligen Weilers liegt auf etwa 610 m Höhe. Die Kirche stand am höchsten Punkt, auf dem Scheitel eines Moränenwalls. Der Name Ramsee (mittelalterlich Ramsawe) wird als Raben-Aue interpretiert. Der Arbeitskreis für Ortsgeschichtsforschung in der Würmregion hält eine Gründung schon im 8. Jahrhundert für möglich. Die erste Nennung des Ortes als solcher – in einem Herzogsurbar der Wittelsbacher – datiert von 1280. Schon zwischen 1223 und 1234 erscheinen zwei Zeugen aus Ramsee in den Urkunden und Traditionen des Stiftes Dießen. 1402 nennt ein Steuerregister des Gerichts Weilheim die Namen von fünf Ramseer Anwesenbesitzern, desgleichen 1450 eine „Volkszählung“ (Herd-stättenbeschreibung) des gleichen Gerichts. Es bleibt bei fünf Gütern – mit Ausnahme der Zeitspanne von etwa 1540 bis 1638, in der die Zahl der Anwesen bis auf acht ansteigt. Davon zählten sozialökonomisch gesehen drei zu den Bauern, einer war Söldner, der mit einem Fischereirecht ausgestattet war und einer Kleinhäusler. Bei dem von Dillitzer genannten 6. Haus handelte es sich um die nur temporär bestehende gemeindliche Hirtenbehausung.
1834 begann die Auflösung des Weilers. Spekulanten kauften bis 1841 alle Ramseer Anwesen auf. Bis 1860 bestand ein kurzlebiges „Gut Ramsee“. Anschließend kam die gesamte Flur von etwa 800 Tagwerk (273 ha) in Staatsbesitz und wurde aufgeforstet. Die Kirche St. Nikolaus wurde im Jahre 1865 abgebrochen.

Dekan Joseph Dillitzer schreibt im Jahre 1800: „Zu der mit Oberalting unierten Pfarr Hersching gehören noch mehrere Rieder, oder kleine Ortschaften […] Ramsee ist das zweyte Ried, so nacher Hersching eingepfarrt ist, und liegt eine Stunde davon entfernt, unweit vom rechten Ufer des Ambersees. Zehlet nicht mehr, als 6 Häuser, und doch dermal 42 Seelen. Zu Ramsee befindet sich auch eine consecrierte Kirche zu Ehren des heiligen Niklas.“

Aktuelle Nutzung: Forstwirtschaft

Wüstung Ramsee, Gedenktafel der Gemeinde Herrsching und historische Zeichnung

Wüstung Ramsee, Flurkarte